Ist mein bester und ältester Freund Peter (seit über 60 Jahren) aus Brasilien hier, planen wir in der Regel immer eine Radtour. Das haben wir vor langer Zeit begonnen und sowohl auf diesem Blog, als auch auf meinem alten Blog, schrieb ich jeweils über unsere Touren und Erlebnisse.
Peter ist wieder für einige Wochen im Land und wir haben eine Radtour entlang am Neckartalradweg geplant. Zu Beginn fahren wir die ersten 11 km von Eggenstein mit dem Fahrrad zum Hauptbahnhof Karlsruhe. Mit dem Zug geht es dann zum Startpunkt unserer ersten Etappe, nach Nürtingen. Nach vier Etappen und 265 km wollen wir wieder in Eggenstein sein.
Soweit unser ursprünglicher Plan, den wir dann noch etwas modifizierten, indem wir uns entschlossen, nicht in Nürtingen, sondern in Plochingen zu starten.
Am Sonntag, 01.10.2023, trafen wir uns um 8:30 Uhr bei mir in Eggenstein und starteten unsere Tour um 8:45 Uhr mit der Fahrt zum Hauptbahnhof Karlsruhe. Durch den Hardtwald, in der Karlsruher Innenstadt vorbei an Schloss und Marktplatz, waren wir nach 11 km um 9:20 Uhr am Ziel Hauptbahnhof. Um 9:33 Uhr ging unser Zug nach Plochingen.
Der Bahnhof war voll von Menschen, die mit dem Zug zum Cannstatter Wasen wollten, erkennbar an den Dirndln der Mädels und den Lederhosen der Buben. Entsprechend voll war es am Bahnsteig und später auch im Zug. Wie fast schon üblich, hatte unser Zug Verspätung, was sich auf unsere Weiterfahrt auswirkte. Wir verpassten dadurch den Anschlusszug in Stuttgart, warteten auf die nächste Verbindung und waren so mehr als eine halbe Stunde später am Bahnhof Plochingen.
Eine derartige Radtour über vier Etappen verbinden wir mit Natur, Kultur und etwas Genuss. Bei schönstem Sonnenschein starteten wir unsere Radtour vom Bahnhof Plochingen flussabwärts. Nach wenigen Kilometern kamen wir in Altbach an einer einladenden Gaststätte, dem Gasthof Löwen, vorbei. Spontan ließen wir uns hier zum Mittagessen verführen. Es war ausgesprochen lecker.
Unser weiterer Weg entlang des Neckars führte durch malerische Landschaften mit Wiesen, Wäldern, Weinbergen und jeder Menge Sehenswürdigkeiten, von denen wir uns einige genauer ansahen. Da war der Brückenbogen der 1259 erstmals erwähnten Pliensaubrücke bei Esslingen. Nur wenige hundert Meter weiter steht der beeindruckende Pliensauturm. Er bildet den äußeren Teil der zwei Brücken, über die seit dem 13. Jahrhundert der Neckar in Esslingen überquert werden konnte.
Kurz darauf ging es weniger idyllisch auf unserer Strecke zu, denn wir näherten uns über Untertürkheim und Stuttgart Bad Cannstatt. Durch Industriegebiete entlang des Neckars, teilweise mit dichtem Verkehr, hörten wir schon von weitem den fröhlichen Volksfestlärm von der anderen Neckarseite, vom Cannstatter Wasen.
Entschädigt wurden wir auf unserem weiteren Weg durch Stuttgart mit dem wunderbaren Garten von Schloss Rosenstein. Schloss Rosenstein ist ein klassizistisches Landschloss, das zwischen 1824 und 1829 von König Wilhelm I. von Württemberg erbaut wurde. Es liegt am Rande eines großen englischen Landschaftsgartens. Nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss in den 1950er Jahren wieder aufgebaut.
Anschließend wechselten wir auf die andere Neckarseite, um in Bad Cannstatt den Thaddäus-Troll-Platz zu besuchen und einen Steinwurf dahinter, das älteste Wohnhaus von Groß Stuttgart zu bestaunen. An der nahe gelegenen Eisdiele kamen wir nicht vorbei und gönnten uns dort jeweils einen erfrischend schmeckenden Früchtebecher.
Noch zweimal wechselten wir die Neckarseite bis wir die Ruine der Burg Hofen am Neckar erreichten. Sie wurde im 13. Jahrhundert von den Grafen von Württemberg erbaut und ist die einzige Ruine in Stuttgart mit sichtbaren Mauerresten. Die Burg wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört und später teilweise abgebrochen.
An den sonnigen Weinbergen vorbeiradelnd, die Natur aufsaugend und die Landschaft genießend, erreichten wir unser ursprüngliches Ziel Neckarweihingen. Dabei bemerkten wir, dass es nicht mehr weit nach Ludwigsburg ist und entschieden spontan, zum Schloss Favorite und zum Residenzschloss Ludwigsburg zu radeln. An diesem sonnigen Sonntag waren in beiden Schlössern sehr viele Besucher unterwegs. So beschränkten wir uns lediglich die jeweilige „Außenansicht“ zu genießen. 😉
Das Schloss Favorite ist ein barockes Lust- und Jagdschlösschen, das von 1717 bis 1723 von Herzog Eberhard Ludwig erbaut wurde. Es liegt auf einer Anhöhe im Favoritepark. Das Schloss wurde für Jagden, Festlichkeiten und als sommerliche Villa genutzt. Das Residenzschloss in Ludwigsburg ist eines der größten Barockschlösser Deutschlands. Es wurde im 18. Jahrhundert ebenfalls von Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg erbaut. Das Schloss zeigt die verschiedenen Stilepochen des Barock, Rokoko und Klassizismus. Es ist umgeben von einer großen Parkanlage mit dem Blühenden Barock und dem Märchengarten.
Jetzt war es aber endlich an der Zeit, ein Hotel für unsere Übernachtung zu suchen. Über Booking.com fanden wir zentral in Ludwigsburg das Hotel Kronenstuben, das glücklicherweise auch noch zwei Zimmer freihatte. Nach unserem Einchecken und einer kleinen Ruhepause schlenderten wir zum „Holzmarkt“, mit seinem Obelisken in der Mitte und von dort weiter zum Marktplatz mit seinen historischen Gebäuden.
Besonders auffällig sind die beiden, sich direkt gegenüberstehenden, evangelischen und katholischen Kirchen. In der Mitte des Marktplatzes steht das Herzog-Eberhard-Ludwig-Denkmal für den Gründer der Stadt Ludwigsburg. Der ganze Platz hatte eine etwas südländische Anmutung.d
Die evangelische Stadtkirche wurde im 18. Jahrhundert erbaut. Sie ist die Hauptkirche der evangelischen Kirchengemeinde in der Stadt und ein Wahrzeichen im Barockstil. Die katholische Kirche zur Heiligsten Dreieinigkeit wurde im 19. Jahrhundert errichtet. Sie ist die älteste katholische Kirche in Ludwigsburg.
Rund um den Marktplatz gab es jede Menge Restaurants. Wir entschieden und für den Italiener „La Signora Moro“, dessen Essen enttäuschend allenfalls durchschnittlich war. Bei Vollmond machten wir uns in dieser lauen Nacht auf den Heimweg zu unserem Hotel. Von Plochingen nach Ludwigsburg waren es 48 km und mit den 11 km zum Hauptbahnhof Karlsruhe, radelten wir an diesem Tag insgesamt knapp 59 km.
Heuer buchten wir unsere Hotels nicht im Voraus, wir wollten wieder einmal etwas Abenteuer. So schauten wir am Abend noch nach einem Hotel in Bad Friedrichshall, wurden fündig und buchten auch gleich für morgen Abend.