Tag drei, Samstag, 26. August 2023. Ein Tagesausflug mit dem Bus nach St. Gallen, Besichtigung der berühmten Fürstabtei und mehr. In Appenzell erwartete uns ein veritabler Wolkenbruch.
Vor dem Beginn unserer Busfahrt holte ich mir noch meine Jacke aus dem Auto. Pünktlich startete unser Busausflug bei noch passablem Wetter nach St. Gallen und Appenzell. Der Busfahrer betätigte sich auf der Fahrt ein wenig als Reiseleiter, indem er auf die eine oder andere Information gab.
Am Bodensee vorbei ging es durch grüne Landschaften, vorbei an schroffen Bergen, über den Rhein und durch den 7 km langen Pfändertunnel nach St. Gallen, wo wir um ca. 10:45 Uhr ankamen. Bis zur Abfahrt um 14 Uhr nach Appenzell, hatten wir die Zeit zur freien Verfügung. Regen war vorhergesagt, aber das Wetter war noch angenehm ok.
St. Gallen wurde nach dem heiligen Gallus benannt, einem irischen Mönch, der im Jahr 612 eine Einsiedlerklause an der Steinach errichtete. Im Jahr 719 gründete Otmar das Kloster St. Gallen, das zu einem bedeutenden geistlichen und kulturellen Zentrum wurde. Die Stadt erlangte im 15. Jahrhundert die Reichsfreiheit und schloss sich später der Alten Eidgenossenschaft an.
Mit der Reformation im 16. Jahrhundert kam es zu Konflikten zwischen der Stadt und der Fürstabt, die erst mit der Gründung des Kantons St. Gallen im Jahr 1803 beigelegt wurden. Die Stadt entwickelte sich zu einem wichtigen Standort der Textilindustrie, die im 19. und 20. Jahrhundert ihre Blütezeit erlebte. Heute ist St. Gallen das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Ostschweiz.
Vom Busparkplatz in die Stadtmitte sahen wir als Erstes das den Marktplatz dominierende Denkmal von Vadian. Joachim Vadian war ein Schweizer Humanist, Reformator und Politiker aus St. Gallen. Er wurde 1484 als Joachim von Watt geboren und studierte in Wien, wo er den Beinamen Vadian erhielt.
Vadim war ein Freund von Erasmus von Rotterdam und ein Anhänger von Martin Luther. Als Bürgermeister von St. Gallen führte er die Reformation in der Stadt ein und förderte die Bildung und die Kultur. Er starb 1551 im Alter von 67 Jahren.
Am hinteren Ende des Marktplatzes steht die Kirche St. Laurenzen. Leider konnten wir die Kirche wegen einer Hochzeit nicht von innen besichtigen. Die Kirche St. Laurenzen ist eine evangelisch-reformierte Pfarrkirche, die dem Märtyrer Laurentius von Rom geweiht ist. Sie wurde in der Mitte des 12. Jahrhunderts gegründet und war lange Zeit das Zentrum der Stadtrepublik St. Gallen.
St. Laurenzen hat viele Umbauten und Renovationen erlebt und ist heute ein Baudenkmal von nationaler Bedeutung, das unter eidgenössischem Denkmalschutz steht. Die Kirche hat eine beeindruckende Hauptorgel und ist der Versammlungsraum der Ortsbürger der Stadt.
Unmittelbar neben der Kirche St. Laurenzen nahmen wir erst noch einen Cappuccino und einen Latte Macchiato, bevor wir weiter zur nicht weit gelegenen Fürstabtei gingen. Die Fürstabtei St. Gallen war eine Benediktinerabtei, die im Jahr 719 am Grab des irischen Mönchs Gallus gegründet wurde. Der Abt von St. Gallen war ein Reichsfürst, der über ein Gebiet in der heutigen Ostschweiz herrschte.
Das Kloster war ein bedeutendes Zentrum der Gelehrsamkeit und Kunst im Mittelalter. Die Abtei überstand die Reformation, geriet aber im 18. Jahrhundert in politische und wirtschaftliche Krisen. Im Jahr 1805 wurde die Fürstabtei aufgehoben und ihr Territorium dem Kanton St. Gallen zugeschlagen. Die Fürstabtei ist sehr prunkvoll ausgestattet, aber auf uns machten die relativ dunkel gestalteten Deckenfresken einen etwas düsteren Eindruck.
Weiter schlenderten wir durch St. Gallen. Die Stadt ist bekannt für ihre vielen Erker. Die St. Galler Erker sind oft sehr aufwendig gestaltet und verziert, denn sie sollten auch den Reichtum der Bewohner zeigen.
Die Geschichte der Erker in St. Gallen lässt sich in zwei Phasen einteilen: die erste Phase begann im 17. Jahrhundert mit dem Aufschwung des Leinwandhandels, die zweite Phase um 1900 mit der Blüte der Baumwollindustrie und der Stickerei.
Der letzte Erker dieser ersten Phase ist der sogenannte Kamelerker, der 1919 abgebaut und 1986 wieder angebracht wurde. Die zweite Phase endete 1914 mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Seitdem ist das Antlitz der St. Galler Altstadt nur wenig verändert worden.
Pünktlich zur Abfahrt nach Appenzell setzte der Regen ein, der uns die ganze Fahrt über begleitete. Kaum in Appenzell aus dem Bus ausgestiegen, steigerte sich der Regen zum Wolkenbruch und wir flüchteten in ein Restaurant zu Aperol Spritz, Cappuccino und Tiramisu.
Appenzell ist ein Bezirk und eine Gemeinde im Kanton Appenzell Innerrhoden in der Schweiz. Der Name bedeutet “Wirtschaftshof des Abts” und stammt aus dem 11. Jahrhundert, als das Gebiet vom Kloster St. Gallen kolonisiert wurde. Appenzell war lange Zeit Teil der St. Galler Klosterherrschaft, bis es sich im 15. Jahrhundert mit anderen Landgemeinden zu einer unabhängigen Bauernrepublik zusammenschloss.
1597 spaltete sich Appenzell in zwei Halbkantone: Appenzell Ausserrhoden, das die Reformation annahm, und Appenzell Innerrhoden, das katholisch blieb. Appenzell ist bekannt für seine traditionelle Volkskultur, seine Landschaft mit dem Alpsteinmassiv, seinen Säntisgipfel und seine direkte Demokratie mit der Landsgemeinde als oberstem Organ.
Nachdem sich der Wolkenbruch verzogen hatte, konnten wir gemütlich durch die Hauptstraße des kleinen Ortes bummeln. Bunte Häuser und alpenländische Folklore begleiteten uns dabei. Auch einige Kühe wurden durch den Ort getrieben.
Punktgenau um 16 Uhr fuhr unser Bus los in Richtung Isny, wo wir um 17:45 Uhr ankamen. In meinem Hotel Schloss Neutraubach war von Samstag auf Sonntag wegen einer Veranstaltung kein Zimmer mehr frei. So checkte ich in der Rehaklinik meiner lieben Liebe, auf dem Beistellbett in ihrem Zimmer, ein. Zum Abendessen gab es dort Kartoffeln mit weißem Käse.