Zu Besuch in einer Favela in São Paulo. Im Regen Bossa Nova tanzen

Blick von Edis Dachterrasse über die Favela

Sonntag, 9. Oktober 2022 (hier geht es zum vorhergehenden Beitrag)

Der Tag begann sonnig und warm. Es ist einfach nur ein Traum, den ich, den wir, schon so oft bei Maria und Peter genießen und träumen durften. 🙂

Ein Traum im Garten von Peter in Sao Paulo

Es war aber auch ein besonderer Tag, denn Edi hat uns, Maria, Peter und mich, zum Abendessen in sein Heim eingeladen. Das Besondere dabei ist, dass Edi mit seiner Familie in einer Favela lebt.

Eine Favela zu besuchen, ist schon ein kleines Risiko. Fremden wird von einem Besuch einer Favela dringend abgeraten. Die Nachbarn und Freude von Edi glaubten ihm im Vorfeld nicht, dass ich, ein Europäer, ein Deutscher, ihn besuchen komme.

Wer ist nun dieser Edi? Viele Jahre war Edi bei Maria und Peter als Hausangestellter, als Gärtner und Mädchen für alles beschäftigt, wo Rita und ich Edi 2006 kennenlernten. Edi ist sympathisch, freundlich, zuvorkommend und fleißig. Ein sehr angenehmer Mensch, mit dem wir uns von Anfang an anfreundeten.

Für Brasilien und Brasilianer ist es ungewöhnlich, dass sie als Hausangestellte respektvoll, menschlich und auf Augenhöhe behandelt werden, wie es im Haus von Maria und Peter der Fall ist. Peter wurde von seinen Nachbarn in São Paulo schon angefeindet, weil er auch fair bezahlt, d. h., deutlich mehr als seine Nachbarn ihren Hausangestellten bezahlen.

Original Caipirinha in BrasilienEdi macht auch den besten Caipirinha Brasiliens. Das Original des Caipirinhas wird in Brasilien anders zubereitet, als bei uns in Deutschland und schmeckt mir auch deutlich besser.

In Deutschland wird zerstoßenes Eis (Crushed Ice) verwendet. Durch die größere Oberfläche schmilzt das Eis schneller und verwässert den Cocktail schnell. Fein gemahlener weißer Zucker wird in Brasilien verwendet, während in Deutschland brauner Zucker verwendet wird. Der feine weiße Zucker löst sich schneller auf und macht den Cocktail so süßer.

Edi macht den besten Caipirinha in Brasilien
Edi macht den besten Caipirinha in Brasilien

Mit Taxi oder Uber in eine Favella in Sao Paulo

In eine Favela eingeladen zu sein ist das Eine, einen Taxi- oder Uberfahrer zu finden, der dort hineinfährt, ist das Andere. Die Fahrer haben Angst, dass sie dort „umzingelt“ werden und dann ihr Auto geklaut wird, was offensichtlich nicht selten vorkommt. Schließlich fanden wir einen Fahrer, der uns hinbrachte und später auch wieder abholte.

Zur Favela fand ich sogar eine Bewertung bei Google. Das lässt einem ein klein wenig über das Innenleben einer Favela erahnen.

Zu Besuch in einer Favela in São Paulo.

Favela Jardim Princesinha Bewertung

Die Frohnatur Edi in Sao PauloEdi, die immer gut gelaunte Frohnatur bei unserem Empfang.

Zum Essen hatte Edi einiges vorbereitet. Als Vorspeise gab es eine Feijoada. Feijoada ist das brasilianische Nationalgericht, ein Eintopf aus schwarzen Bohnen, Schweinefleisch, Wurst, Maniok-Mehl, verfeinert mit Knoblauch, Lorbeer und regionalen Gewürzen. Dazu trinkt man einen Caipirinha.

Edi macht einen Caipirinha in Sao Paulo

Beides, Feijoada und Caipirinha, hat Edi erstklassig und professionell vorbereitet. Die Feijoada wird oft, wie hier auch, in einer Tasse serviert. Es schmeckte ganz ausgezeichnet.

Das brasilianische Nationalgericht Feijoada

Dazu gab es noch geröstete Maniokwurzeln mit Salz und Butter. Sehr lecker.

geröstete Maniokwurzeln mit Salz und Butter

Der Blick von der Dachterrasse über die Favela.

Blick von Edis Dachterrasse über die Favela

Zu dem Zeitpunkt ist es schon sehr stürmisch, wie man beim Schwenk von der Terrasse über die Favela sehen kann. Später gesellte sich noch Regen dazu.

 

Edi Haus in der Favela
So sah das „Haus“ vorher aus

Edi, heute 43 Jahre alt, kam als junger Mann aus dem sehr armen Nordosten Brasiliens ohne einen Centavo in der Tasche nach São Paulo.

Das „Haus“ in der Favela kaufte Edi vor einigen Jahren. Eigentlich war das nur eine abgerissene und heruntergekommene Garage oder Werkstatt. Er baute dann selbst drei Stockwerke und eine Terrasse darauf.

Alles natürlich illegal, ohne Baugenehmigung, ohne Architekt und Statiker, wie alle „Bauten“ in den Favelas.

Vor vier oder fünf Jahren hat sich Edi selbstständig gemacht, mit allen möglichen Hausmeister-Dienstleistungen, fleißig, intelligent und sparsam.

Nach der Feijoada und den Maniokwurzeln servierte uns Edi ein großartig im Ofen gegartes Lamm mit Kartoffeln.

Lamm aus den Ofen in einer Favela in Sao Paulo

Im Ofen gegartes Lamm in Sao Pao Paulo

Bis zu diesem Zeitpunkt war das Wetter noch gut. Aber kurz danach begann es kräftig zu schütten und wir mussten nach drinnen umziehen.

Vor dem Regen auf der Dachterrasse einer Favela

Der Umzug nach drinnen tat unserer guten Stimmung keinen Abbruch. Das Lamm schmeckte auch drin.

Umzug von der terrasse nach drinnen 1

 

Umzug von der terrasse nach drinnen 2

Auf der Terrasse schüttete es zwischenzeitlich. Peters brasilianische Frau ließ sich davon nicht abhalten, einen Bossa Nova zu tanzen. 🙂

Zum Schluss hatten wir noch einen letzten Blick von der Terrasse über die nächtlichen Dächer. Nach dem tollen Tag und Abend führten uns Edi und seine Frau noch voller Stolz durch ihr dreistöckiges Haus. Peter bestellte gleichzeitig per Handy unseren Taxifahrer, um uns abzuholen.

Blick über die Dächer und Abschied aus der Favela in Sao Paulo

Wie schon auf der Herfahrt, hatte es unser Taxifahrer äußerst eilig wegzukommen. Er drängte uns sehr, schnell einzusteigen. So konnte ich nur noch ganz kurz ein Bild des Hausumbaus machen. Man kann aber die drei Stockwerke gut erkennen. Das vierte Stockwerk hat die große Dachterrasse.

Das umgebaute Haus in der Favela in São Paulo

Eine wunderbare Gastfreundschaft von Edi und seiner Frau. 🙂 Gleichzeitig für mich ein etwas aufregendes Erlebnis, in einer Favela zu sein. Aber es hat alles gut geklappt. 🙂

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