Hier geht es zum zweiten Tag unserer Radtour.
Schon gestern Abend war beim Blick auf den Wetterbericht klar, es wird heute kein Zuckerschlecken. So wie es lt. Regenradar heute Morgen aussieht, begleitet uns die Regenfront ziemlich oft auf unserer heutigen 82-km-Tour von Gernsheim über Alzey nach Mainz.
Da hatte ich meinen Regenanzug schon vor dem Frühstück herausgelegt. Nach dem Frühstück wurde wieder „aufgesattelt“ und wir fuhren Richtung Rhein, wo wir mit der Fähre auf die andere Rheinseite übersetzten. Auf dem Weg zur Fähre ließ der Regen nach und wir konnten die leichtere Regenjacke anlegen. Die Wartezeit an der Fähre verkürzten wir uns mit einem Getränk am Fährstübchen Gernsheim.
Nach der lockeren Fährüberfahrt begann es gleich wieder zu regnen. So war auf der Stelle das vollständige Regenornat 😉 anzuziehen. Unter dem grauen und wolkenverhangenen Himmel erreichten wir nach ca. 10 km den jüdischen Friedhof in Alsheim.
Der jüdische Friedhof wurde vermutlich im 18. Jahrhundert gegründet und diente bis ins 20. Jahrhundert als Begräbnisstätte. Er ist von einer Mauer umgeben und enthält etwa 50 teils stark verwitterte Grabsteine. Diese bieten Einblicke in die Geschichte und Kultur der jüdischen Gemeinde.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Friedhof vernachlässigt und beschädigt, aber nach dem Krieg teilweise wiederhergestellt und steht heute unter Denkmalschutz. Der Friedhof erinnert an die einst blühende jüdische Gemeinde in Alsheim.
Leider ist der Friedhof ziemlich verwahrlost und ungepflegt. Eigentlich eine Schande für so ein bedeutendes Kulturdenkmal unserer dunklen Geschichte. 😟
Heute dabei, 5 km Kopfsteinpflaster mit matschigem Feldweg
Nach dem Besuch des jüdischen Friedhofs in Alsheim stand uns eine ganz besondere Prüfung bevor, was sich aber erst nach ca. fünf Minuten der Weiterfahrt offenbaren sollte. Da hat es das Fahrrad-Naviprogramm „Komoot“, mit dem ich die Tour plante, nicht besonders gut mit uns gemeint. Über schmieriges Kopfsteinpflaster und matschige Feldwege ging es ca. fünf Kilometer zwischen Alsheim und Wintersheim. Das war mehr als sehr anstrengend. 😟
Nach dieser schwierigen Querfeldeinfahrt waren unsere Fahrräder voll mit Matsch. Die Bremsen waren mit Matsch verstopft, unter den Schutzblechen streifte eine dicke Schicht Matsch, das Fahren war nun nicht mehr besonders angenehm.
Kurz vor Alzey machten wir eine kleine Pause und gönnten uns zur Stärkung und zur Nervennahrung eine Haselnuss-Schnitte. Freundlicherweise hatte es aufgehört zu regnen, was uns natürlich sehr freute. In Alzey wollten wir uns eine Tankstelle suchen, an der wir die Räder abspritzen konnten.
In Alzey mussten wir erst einmal etwas suchen und herumfahren, bevor wir das SB Waschparadies fanden. Zunächst durften wir warten, bis einer der Waschplätze endlich frei war. Ich glaube, wir haben etwa 20,00 € ausgegeben, bis wir unsere Fahrräder wieder einigermaßen vom Schlamm befreit und sauber abgespritzt hatten.
Vom Schlamme befreit, sind Bremsen und Felgen. 😀
Nach dieser außergewöhnlichen Anstrengung radelten wir noch zum Alzeyer Schloss.
Das Schloss Alzey wurde im 13. Jahrhundert errichtet und war Sitz der rheinischen Pfalzgrafschaft sowie der Oberamtsverwaltung. Besonders unter Pfalzgraf Ruprecht II. und Ruprecht III., der von 1400 bis 1410 deutscher König war, diente die Burg als bevorzugter Aufenthaltsort und Kanzleiort des Reiches. Im 15. und 16. Jahrhundert wurde die Burg zu einer repräsentativen Schlossanlage ausgebaut, jedoch im Pfälzer Erbfolgekrieg stark zerstört. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Ruine im historistischen Stil wieder aufgebaut und dient seitdem als Amtsgericht.
Anschließend erholten wir uns ganz in Schlossnähe bei Kaffee und Kuchen, bevor wir uns weiter auf den Weg nach Mainz machten.
Die ganze Zeit war es zwar trocken, wenn auch etwas kühl. Aber für den späten Nachmittag hatte der Wetterbericht für unsere Zielregion Mainz Gewitter und Starkregen vorausgesagt.
Wir traten deshalb jetzt etwas stärker in Pedale, um vor dieser Unbill hoffentlich im Hotel in Mainz zu sein. Felder, Ortschaften, Wiesen und Auen flogen gerade so an uns vorbei, bevor wir in Nackenheim das Rheinufer erreichten. Da waren es noch etwa 12 km oder 35 Minuten bis zum Hotel und wir hatten die Hoffnung, schneller als das Gewitter zu sein.
Kurz darauf brach aber das Unheil schon über uns herein. Unser Glück war eine in unmittelbarer Nähe befindliche Unterführung, in die wir uns vor den herabstürzenden Wassermassen hineinretten konnten. Es war, als würde die Welt untergehen.
Auch andere in der Nähe befindliche Radfahrer und Spaziergänger retteten sich in die Unterführung.
Nach ca. einer halben Stunde war der Spuk endlich vorbei. Auf dem restlichen Weg nach Mainz zum Hotel schien sogar wieder die Sonne. Also ein sehr versöhnlicher und freundlicher Empfang in Mainz. In Mainz war gerade das Johannisfest, eine Riesenveranstaltung, die wir später noch besuchten.
Nach Ankunft im Hotel aber zuerst einmal die matschverdreckten Regenklamotten in der Badewanne gesäubert und danach schick essen gegangen. Auf dem Heimweg zum Hotel schlenderten wir noch über das Johannisfest und tranken noch zwei gute Weinchen. 😉
Der Abschluss auf dem Johannesfest. 😀