Radtour Mecklenburgische Seenplatte – Etappe 1: Waren–Bellin

Am Ziel Radtour Seenplatte 2025 erste Etappe - Jagdschloss Bellin

🚴‍♂️ Radtour Mecklenburgische Seenplatte – Erste Etappe am Dienstag, 24. Juni 2025

Um 8 Uhr treffen Erich und ich uns gut gelaunt zum Frühstück – der Auftakt zu unserer Radtour durch die Mecklenburgische Seenplatte. Die Wettervorhersage klang mit 90 % Regenwahrscheinlichkeit nicht gerade vielversprechend, konnte unserer Vorfreude aber nichts anhaben.

Nach dem Frühstück packten wir unsere Siebensachen in die Fahrradtaschen, montierten die Räder vom Träger und verstauten das übrige Gepäck im Auto.

Von Waren bis Schloss Klink – Start der Radtour Mecklenburgische Seenplatte

Start unserer Radtour durch die Mecklenburgische Seenplatte mit meinem neuen Fahrrad. Kurz nach 10 Uhr traten wir in die Pedale und machten uns auf den Weg – von Waren zum ersten Etappenziel, dem Schloss Klink. Dort legten wir eine kurze Pause ein. Der Himmel zeigte sich grau, der Wind frischte spürbar auf.

Schloss Klink wurde 1898 im Stil der französischen Renaissance nach dem Vorbild der Loire-Schlösser erbaut. Auftraggeber war der Berliner Großindustrielle Arthur von Schnitzler. Das prächtige Herrenhaus diente bis 1945 als Familiensitz und wechselte nach dem Zweiten Weltkrieg mehrfach die Nutzung – unter anderem als Kinderheim und Ferienheim der DDR. Seit den 1990er-Jahren ist es aufwendig saniert und heute ein Hotel direkt am Ufer der Müritz.

Gegenwind und Schlösser: Fleesensee und Malchow

Etwa 9 Kilometer später, gegen 11:30 Uhr, erreichten wir das Schloss Fleesensee. Der Gegenwind war inzwischen so kräftig, dass er uns den ganzen Tag über begleiten sollte – und das Radfahren zur echten Herausforderung machte. Diese Etappe unserer Radtour durch die Mecklenburgische Seenplatte führte uns weiter zu Schloss Fleesensee.

Schloss Fleesensee (auch Schloss Blücher genannt) wurde 1842 von Graf Ludwig II. von Blücher als Herrenhaus errichtet. 1871 es in den Besitz von Freiherr Hubert von Tiele‑Winckler, der 1912 nach einem verheerenden Brand einen neubarocken Neubau mit zwei dekorativen Türmen errichten ließ. Nach wechselvollen Nutzungen im 20. Jahrhundert – unter anderem als Schule, Flüchtlingsunterkunft und Ferienheim – wurde es in den 1990er‑Jahren zum Hotel umgebaut. Zahlreiche Renovierungen folgten und heute firmiert es als luxuriöses Schlosshotel.

Zwischen den Etappen bot sich uns eine abwechslungsreiche Landschaft: immer wieder öffneten sich Blicke auf weite Wasserflächen, dazwischen dichte Waldstücke, stille Buchten und sanfte Hügel. Die Mecklenburgische Seenplatte präsentierte sich auch an diesem grauen Tag mit einer ganz eigenen Ruhe und Weite – fast meditativ.

Kurz vor 12 Uhr rollten wir in Malchow ein. Wir besichtigten die sehenswerte Klosterkirche und überquerten noch rechtzeitig vor dem Glockenschlag die berühmte Drehbrücke. Von der Hafenmole aus beobachteten wir das Öffnen der Brücke und die ersten Schiffe, die in den Hafen einliefen – ein stimmungsvoller Moment.

Die Klosterkirche Malchow geht zurück auf ein Damenstift, das 1298 gegründet wurde. Zwischen 1844 und 1849 errichtete Friedrich Wilhelm Buttel die Kirche im neugotischen Stil, die jedoch 1888 bei einem Brand fast vollständig zerstört wurde. Der Wiederaufbau erfolgte 1888–1890 und prägte das heutige Erscheinungsbild. Seit 1997 dient sie als Mecklenburgisches Orgelmuseum und Veranstaltungsort für Konzerte und Trauungen.

Plauer See, Woosten und Dobertin – Kultur entlang der Seenplatte

Die Fahrt führte uns weiter durch das Naturschutzgebiet, vorbei am Hafen von Quetzin, bis zum Aussichtsturm „Moorochse“. Ein beliebter Beobachtungspunkt für Ornithologen – auch wir warfen einen Blick über die weite Wasserlandschaft mit ihren Schilfgürteln und Vogelrufen aus der Ferne.

Entlang des Plauer Sees kämpften wir uns weiter durch den Wind und erreichten gegen 14 Uhr die Plauer Burg. Von dort war es nicht mehr weit zum „Fischerhaus Plau am See“ idyllisch gelegen an der Uferpromenade der Elde, die hier in den See mündet.

Die Plauer Burg entstand 1287 als Niederungsburg, der charakteristische Backsteinturm stammt aus dieser Zeit. Um 1448/49 wurde die Anlage zur wehrhaften Festung mit Graben und Wall ausgebaut, um Raubritter abzuwehren. Zwischen 1538 und 1550 erreichte sie ihre größte Ausdehnung, wurde aber nach dem Dreißigjährigen Krieg ab 1660 größtenteils geschleift – Turm, Wall und Mauerreste blieben erhalten. Heute beherbergt der Burgturm ein Museum.

Ein seltsames Déjà-vu überkam mich. War ich nicht schon einmal hier? Ich konnte es erst nicht genau zuordnen. Doch als wir später weiterfuhren, erkannte ich vertraute Gebäude – und erinnerte mich schließlich: Am 23. Mai 2023 waren wir schon einmal in Plau am See, im Rahmen unserer großen Deutschlandrundfahrt. Nach einem köstlichen Mittagessen – geräucherter Saibling, gebratener Zander, Kaffee und Kuchen – ging es gestärkt zurück auf die windige Strecke.

Nächster Halt war bei Kilometer 66 die Woostener Dorfkirche. Die Woostener Dorfkirche stammt aus dem 13. Jahrhundert, erbaut als gotischer Feldstein‑ und Backsteinbau, erstmals 1269 belegt im Umfeld der Familie von Woosten. Der Fachwerkturm wurde 1618 aufgesetzt.

Teilweise führte der Weg über grobes Kopfsteinpflaster, das aussah, als stamme es noch aus der Römerzeit. Die Strecke verlangte uns einiges ab, doch die Landschaft rundherum blieb ein ständiger Begleiter: Felder, Baumalleen, kleine Seen – eine ländliche Idylle, wie man sie sich für eine Fahrradtour nicht schöner vorstellen könnte. Wir passierten eine beeindruckende Mühle und erreichten gegen Kilometer 76 die Klosterkirche von Dobertin – ein weiterer sehenswerter Ort.

Die Klosterkirche Dobertin wurde ab etwa 1275 von Benediktinern auf einer Halbinsel im Dobbertiner See errichtet; die ältesten Backstein-Strukturen stammen aus dem späten 13. Jahrhundert. Nach der Reformation wurde das Kloster 1572 in ein adliges Damenstift umgewandelt. Im 19. Jahrhundert (1828–1857) wurde das Gotteshaus im neugotischen Stil mit dem charakteristischen Doppelturm nach Vorbild von Schinkel umgebaut. Heute ist die Klosterkirche als einzige zweitürmige Kirche Mecklenburgs ein Baudenkmal und integraler Teil der gut erhaltenen Klosteranlage.

Tagesziel: Jagdschloss Bellin – Finale der ersten Etappe

Kurz danach setzte leichter Regen ein, und wir schlüpften in unsere Regenkleidung. Die letzten 16 Kilometer mussten wir im Nieselregen zurücklegen. Um 18:40 Uhr, nach exakt 94,3 Kilometern, erreichten wir endlich unser Tagesziel: das Jagdschloss Bellin.

Allein die Fahrt durch die Allee mit ihren alten Bäumen war eindrucksvoll. Links und rechts säumten verfallene Wirtschaftsgebäude den Weg, bis sich das Schloss am Ende der Allee majestätisch erhob. Der Regen hatte inzwischen fast aufgehört.

Im Inneren des Schlosses empfing uns die Hausherrin freundlich – wir waren die einzigen Gäste an diesem Tag. Noch bevor wir die Zimmer bezogen, fragte sie uns, ob wir etwas essen möchten. In der Umgebung gab es kein geöffnetes Restaurant, also bot sie uns kurzerhand Spaghetti Bolognese an. Wir nahmen das Angebot dankbar an und fanden uns wenig später im herrschaftlichen Speisesaal zum Abendessen wieder.

Der Urgroßvater der Schlossherrin Henry Brarens Sloman
Der Urgroßvater der Schlossherrin: Henry Brarens Sloman

Dabei kamen wir ins Gespräch mit der Schlossherrin und erfuhren spannende Details aus der Geschichte ihrer Familie und des Schlosses: Das Jagdschloss Bellin wurde zwischen 1911 und 1912 im neobarocken Stil nach Entwürfen von Paul Korff für den Hamburger Kaufmann Henry Brarens Sloman, dem Urgroßvater der heutigen Besitzerin, auf den Grundmauern eines früheren Herrenhauses errichtet.

Nach wechselvoller Nutzung – u.a. als Schule, Kinderheim in der DDR-Zeit und Parteischule – kehrte das Schloss 1997 in den Familienbesitz zurück und fungiert seither als Hotel und Veranstaltungsort. Die bewegte Geschichte dieses Ortes verdient einen eigenen Beitrag – dem Jagdschloss Bellin widme ich daher einen separaten Blogartikel.

Nach dem Abendessen saßen wir noch bei einem Bier im Wintergarten mit Blick in den Schlosspark. Die Schlossherrin erzählte uns, dass sich hier fast jeden Abend Rehe zeigen. Und tatsächlich: Wenig später trat eines aus dem Schatten und äste ganz in der Nähe.

Das Jagdschloss liegt in einer Gegend, in der sich Fuchs und Hase sprichwörtlich gute Nacht sagen. Auch wir sagten gute Nacht – zufrieden, leicht erschöpft und gespannt auf das, was uns morgen, auch wettermäßig, erwartet.

Fazit zur Etappe

Diese erste Etappe unserer Radtour Mecklenburgische Seenplatte war geprägt von starkem Wind, beeindruckenden Bauwerken und landschaftlicher Vielfalt. Nach 94,3 Kilometern waren wir müde, aber erfüllt von Eindrücken – und gespannt auf die nächsten Tage.

Schreibe einen Kommentar