Hier geht es zum sechsten Tag unserer Radtour.
Erich möchte heute noch nach Hause fahren, das sind bis nach Holzminden immerhin ca. 400 km oder, je nach Verkehr, bis zu fünf Stunden. Darum planten wir die Tour für heute so, dass wir gegen 12:00 Uhr in Eggenstein bei mir sind und Erich noch gut heim kommt.
Heute können wir mit der Sonne um die Wette strahlen. Blauer Himmel und nicht eine Wolke am Himmel. Bereits gestern fuhren wir weitgehend durch das Kraichgauer Hügelland. Auch heute ist das fast ausschließlich unsere Region.
Das Kraichgauer Hügelland, oft einfach als Kraichgau bezeichnet, ist eine malerische Hügellandschaft im Norden Baden-Württembergs.
Es erstreckt sich über die Landkreise Karlsruhe, Heilbronn, Rhein-Neckar und ist bekannt für seine fruchtbaren Böden, sanften Hügel und vielfältige Natur.
Diese Region wird oft als „badische Toskana“ bezeichnet, was auf die sanften Hügel, die Weinberge und das milde Klima hinweist. Die Höhenlagen des Kraichgauer Hügellands reichen bis zu etwa 300 Meter über dem Meeresspiegel.
7. und letzter Tourtag
Bevor wir am Hotel losfuhren, genossen wir von dort oben noch einmal den Blick über Bruchsal. Zunächst kamen wir nach Heidelsheim und radelten dort durch das 1593 erbaute Stadttor von Heidelsheim.
Weiter ging es im Kraichgau durch würzig nach Heu duftende Wiesen und Felder. Nach nur vier Kilometern kamen wir nach Gondelsheim.
Das dortige Schloss Gondelsheim liegt in einem großen Park und ist leider für Publikum nicht zugänglich. Man kann nur von außen fotografieren und dabei macht das Schloss einen märchenhaft verwunschenen Eindruck.
Schloss Gondelsheim wurde 1790 von den Karlsruher Prinzen als barockes Haus erworben. 1848 kam es in den Besitz der deutschen Linie der Grafen Douglas. 1855 ließ Graf Ludwig, Sohn des Großherzogs Ludwig und der Gräfin Katharina, einen Neubau im viktorianischen Stil mit schottischen Elementen errichten. Charakteristisch sind die vielen Türmchen, Zinnen und Verzierungen, die dem Schloss eine märchenhafte Erscheinung verleihen. Seit 2010 gehört das Schloss Arthur und Deniz Weidenhammer.
Auf dem Weg zur nächsten Ortschaft, Weingarten, verfuhren wir uns kurzzeitig. Da ging es schön bergab, was falsch war. Um da wieder hoch zu kommen, mussten wir unsere Räder sogar schieben. 🥵 Nach Weingarten ging es zunächst ca. 3 km bergauf. Dafür wurden wir anschließend mit einer Abfahrt von ca. 6 km fürstlich belohnt.
Weingarten wird schon im 9. Jahrhundert mehrmals erwähnt, aber ohne genaue Jahreszahl. Die erste urkundliche Nennung stammt allerdings aus dem Archiv des Benediktinerklosters Wissembourg im Elsass aus dem Jahre 985. Fährt man von Osten nach Weingarten hinein, sieht man den Wartturm.
Der Wartturm wurde 1589 an einem Knotenpunkt von Geleitstraßen errichtet, die Weingarten mit Gondelsheim, Bretten, Sinsheim, Mosbach und der Pfinzbrücke bei Staffort verbanden. Er diente zum Schutz der Reisenden und zur Beobachtung der Nachbargemeinden und der unteren Hardt.
Das Walk’sche Haus ist ein schöner historischer Fachwerkbau am Marktplatz. Es stammt aus dem Jahr 1509, wurde jedoch im 30-jährigen Krieg und dem pfälzisch-französischen Erbfolgekrieg zerstört. 1701 baute Zimmermann Hansjoerg Schneider es wieder auf. Nach Restaurierungen von 1980 bis 1983 wurde es zu einem Restaurant und Hotel umgewandelt.
Von Weingarten sind es nur noch 15 km bis zu mir nach Eggenstein. Wir fuhren über Blankenloch und von dort durch den Hartwald, über die Brücke des Pfinz-Entlastungskanals und machten am Prinz-Ludwig-Wilhelm-Denkmal einen kurzen Stopp.
Die Inschrift des Gedenksteins: „Hier erlegte der zwanzigjährige Prinz Ludwig Wilhelm von Baden am 28. Dezember 1885 seinen letzten Dambock.“ Zwei Jahre später starb der Prinz an einer Lungenentzündung. Der untere Hardtwald war damals ein großer Park, der den Herren aus dem Schloss in Karlsruhe zum Jagen diente.
Das war mit 37 km heute unsere letzte Etappe. Mit insgesamt 509 km und sieben Tagen war das meine bisher mit weitem Abstand umfangreichste Radtour. Das Wetter hat anfangs nicht mitgespielt, aber es war trotzdem eine tolle Erfahrung und hat mit Erich zusammen großen Spaß gemacht. 👍😊🚴♀️
Nachklapp:
Am späten Abend schickte mir Erich diese WhatsApp-Nachricht.
Bis dahin fließt zwar noch viel Wasser den Rhein hinunter, aber wir haben die Mecklenburgische Seenplatte schon einmal ins Visier für 2025 genommen. 🚴♀️🚴♀️