Vortag, Donnerstag, 26. Juni: Seenplatte Radtour Tag 3 – von Verchen bis Neubrandenburg
Seenplatte-Radtour – Vierte Etappe am Freitag, 27. Juni 2025: Von Neubrandenburg nach Waren an der Müritz (84 km)
Unsere Seenplatte Radtour – vierte Etappe begann am Freitagmorgen, 27. Juni 2025, mit einem gemeinsamen Frühstück um 8:30 Uhr. Nach einer erholsamen Nacht war schnell klar: Der Tag würde stürmisch und stellenweise regnerisch. Kein Grund zur Sorge – wir waren bereit.
Nach dem Auschecken holten wir unsere Räder aus der Hotelgarage und packten sie routiniert mit unseren Gepäckstücken. Gegen 10:30 Uhr starteten wir zur vierten und letzten Etappe unserer Tour an der Mecklenburgischen Seenplatte.
Der Wetterbericht sollte leider recht behalten: Bereits auf den ersten Kilometern entlang des Tollensesees blies uns ein kräftiger Gegenwind entgegen.
Nach etwa fünf Kilometern legten wir einen kurzen Halt am zerstörten Großsteingrab im Nemerower Holz ein.
Das Großsteingrab im Nemerower Holz stammt aus der Jungsteinzeit (ca. 3500 v. Chr.) und wurde von Trägern der Trichterbecherkultur errichtet. Es diente als kollektive Grabstätte. Heute sind nur noch Reste der einstigen Megalithanlage sichtbar – durch Natur und menschlichen Einfluss stark zerstört. Es zählt dennoch zu den bedeutenden steinzeitlichen Relikten der Region.
Die Strecke führte uns weiter nach Süden, und nach etwa 45 Minuten Fahrt sprang meine Fahrradkette ab. Zum Glück hatte Erich das Problem mit zwei geübten Handgriffen schnell behoben.
Im gleichmäßigen Nieselregen erreichten wir gegen 13 Uhr das barocke Gutshaus Weisdin.
Von dort ging es weiter nach Neustrelitz, wo wir vorsichtig über das nasse Kopfsteinpflaster rund um den Marktplatz radelten. Als Erstes sahen wir das 1843 eingeweihte Rathaus. Nicht weit weg davon besichtigten wir „Erinnerungsort Stasi-Haftanstalt“ von außen, da leider geschlossen.
Die ehemalige Stasi-Haftanstalt in Neustrelitz diente von den 1950er-Jahren bis 1989 dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR als Untersuchungsgefängnis. Inhaftiert wurden hier politische Gegner, Menschen mit Fluchtplänen oder solche, die sich dem diktatorischen System widersetzten. Die Bedingungen waren hart: Isolation, psychische Einschüchterung und fehlende Rechtsstaatlichkeit prägten den Haftalltag. Heute erinnern Infostelen an das Leid der Opfer und die systematische Unterdrückung im Namen der sogenannten „sozialistischen Ordnung“.
Fazit:
Solche Haftanstalten gab es überall in der DDR. Wer heute beginnt, das SED-Regime zu verklären, sollte diese Orte aufsuchen – und genau hinschauen!
Die Schlosskirche Neustrelitz wurde 1855–1859 im neugotischen Stil als Hofkirche der mecklenburg-strelitzischen Herzöge erbaut. Architekt war Friedrich Wilhelm Buttel, ein Schüler von Karl Friedrich Schinkel. Nach schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg blieb sie als einziges Gebäude des einstigen Schlossensembles erhalten. Heute dient die restaurierte Kirche als Ausstellungsraum und Gedenkort.
Georg (1779–1860) war von 1816 bis zu seinem Tod Großherzog von Mecklenburg-Strelitz. Er galt als gebildet, konservativ und pflichtbewusst. Innenpolitisch setzte er auf Reformvermeidung und verteidigte den monarchischen Absolutismus. Außenpolitisch war er ein loyaler Unterstützer Preußens. Sein Denkmal in Neustrelitz erinnert an eine Ära traditioneller Herrschaft – kurz vor dem Umbruch zur konstitutionellen Moderne.
Unsere Pause im Schlosspark von Neustrelitz.
Weiter ging es entlang des Zierker Sees durch flaches Land bis zum Useriner See, den wir in weiten Bögen umrundeten. Zwischenzeitlich wechselte Erich seinen Ersatz-Akku ein. Nach knapp 50 Kilometern erreichten wir gegen 14:40 Uhr die Gaststätte „Räucherkate“ – ein eingeplanter Zwischenstopp mit E-Bike-Ladestation. Ich lud zur Sicherheit meinen Akku ein wenig auf. Erich bestellte sich einen Salat, ich gönnte mir die beste Currywurst seit Langem.
Gestärkt und mit etwas mehr Reichweite machten wir uns erneut auf den Weg. Die Landschaft wurde ruhiger, flacher, und wir kamen zügig voran. Gegen 17 Uhr erreichten wir den Müritz-Nationalpark und legten noch eine kleine Pause am idyllischen Felsenecksee ein. Der Müritz-Nationalpark ist das größte terrestrische Schutzgebiet Deutschlands und bewahrt eine einmalige Seen-, Moor- und Waldlandschaft. Seltene Tiere wie Fischadler, Kraniche oder Seeadler finden hier geschützten Lebensraum – ein stilles Naturparadies mitten im Herzen Mecklenburgs.
Die Räder konnten wir problemlos unterstellen, und nach dem Einchecken hieß es: Duschen, ausruhen, Etappe sacken lassen. Für 19:30 Uhr hatte Erich im historischen Ratskeller in Waren einen Tisch reserviert. Bei gutem Essen ließen wir die Etappe noch einmal Revue passieren. Gegen 22:30 Uhr fielen wir müde, aber zufrieden ins Bett.
Samstag, 28. Juni 2025: Tapetenwechsel – von Waren nach Holzminden
Am nächsten Morgen stand kein Radfahren auf dem Programm, sondern die Rückfahrt mit dem Auto nach Holzminden. Schon vor unserem Frühstück um 8:30 Uhr machte sich Erich auf, das 15 Minuten entfernt geparkte Auto zu holen. Nach dem Frühstück wurde gepackt und die Räder auf den Träger montiert. Um kurz nach 10 Uhr verließen wir Waren.
Unterwegs legten wir nach etwa zwei Stunden eine kleine Tank- und Kaffeepause ein. Etwa eine Stunde später stoppte uns ein Schützenumzug in Brome, der uns zu einem kurzen, aber heiteren 15-minütigen Zwangsaufenthalt zwang. Um 16:06 Uhr trafen wir in Holzminden ein.
Sonntag, 29. Juni 2025: Heimfahrt und Abschluss der Tour
Nach einem leckeren Frühstück auf der Terrasse bei Ruth und Erich hieß es gegen 10 Uhr Abschied nehmen. Die Heimfahrt nach Eggenstein verlief problemlos. Nach exakt 388 Kilometern kam ich um 14:37 Uhr zu Hause an.
In Eggenstein war an diesem Sonntag noch Straßenfest, das allerdings bereits um 16 Uhr endete. Also sputeten sich meine liebe Liebe und ich, um kurz vor Schluss noch ein Bier und eine Currywurst zu ergattern. Ein schöner Ausklang.
Fazit
Eine ereignisreiche Woche voller Natur, Bewegung, Begegnungen, Wetterkapriolen und kulinarischer Highlights liegt hinter Erich und mir. Die Mecklenburgische Seenplatte hat sich von vielen Seiten gezeigt – mal stürmisch, mal sonnig, immer eindrucksvoll. Und mit einem guten Freund, funktionierenden Rädern und der nötigen Portion Humor wird selbst Regen zur Nebensache.