Seenplatte Radtour. Das war die gestrige zweite Etappe am Mittwoch, 25. Juni 2025: Schloss Güstrow mit dem Rad – Kultur, Natur und Geschichte
Seenplatte Radtour am Donnerstag, 26. Juni 2025 – Dritter Tag: Vom Blockbohlenhaus in Verchen nach Neubrandenburg (92 km)
👉 Die Vorgeschichte zu dieser gesamten Radtour: Mit dem neuen Fahrrad an die Mecklenburger Seenplatte.
Die Nacht im Großraumschlafzimmer 😉 unseres Blockbohlenhauses verlief ruhig und erholsam. Beim gestrigen Abendessen in der Strandmuschel erfuhren wir, dass es dort auch Frühstück gibt – ab 9 Uhr. Perfekt für uns!
Also radelten wir bei strahlendem Sonnenschein die paar hundert Meter hinüber und genossen direkt am Ufer des Kummerower Sees ein herrliches Frühstück in der Morgensonne – mit Seeblick inklusive.
Gegen 10:30 Uhr starteten wir in südlicher Richtung, unser Tagesziel: Neubrandenburg. Wie an den Tagen zuvor begleitete uns die wunderschöne Landschaft der Mecklenburger Seenplatte. Bunte Blumenwiesen am Wegesrand sorgten für Farbtupfer. Nach rund 45 Minuten verschwand jedoch die Sonne, es wurde deutlich frischer – Jacken an!
Unser erstes Etappenziel war Malchin, genauer gesagt das Kalensche Tor, das wir nach ca. 22 km um 11:35 Uhr erreichten. Weiter ging’s, vorbei am markanten Wasserturm, durch flaches Land zum Schloss Basedow.
🏰 Das Kalensche Tor in Malchin – ein mittelalterliches Wahrzeichen
Das Kalensche Tor ist das bedeutendste erhaltene Stadttor von Malchin in Mecklenburg-Vorpommern. Es stammt aus dem 14. Jahrhundert und war einst Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung, die Malchin vollständig umschloss. Seinen Namen verdankt es dem nahegelegenen Ort Kalen, in dessen Richtung das Tor zeigt.
Der wuchtige Backsteinbau ist ein typisches Beispiel für die norddeutsche Backsteingotik. Besonders auffällig ist das spätgotische Ziergiebelwerk mit spitzbogigen Blendnischen und kleinen Türmchen, das dem Tor seine markante Silhouette verleiht.
Im Mittelalter diente das Tor nicht nur zur Kontrolle von Ein- und Auslass, sondern auch als Verteidigungsanlage. Später wurde es u.a. als Gefängnis und Wachhaus genutzt.
Schloss Basedow erreichten wir gegen 12:10 Uhr. Eine beeindruckende Anlage mit liebevoll gepflegtem Schlosspark – wir verweilten dort einen Moment.
🏰 Schloss Basedow – Adlige Residenz mit Parkkunst und Geschichte
Schloss Basedow zählt zu den bedeutendsten Schlossanlagen Mecklenburgs. Es liegt idyllisch zwischen Seen und sanften Hügeln und war seit dem 16. Jahrhundert Stammsitz der Adelsfamilie von Hahn, die dort über Jahrhunderte herrschte. Die heutige Schlossanlage entstand in mehreren Bauphasen, wobei der prägende Umbau im 19. Jahrhundert im Stil der Tudorgotik erfolgte – nach Plänen des Berliner Architekten Friedrich Hitzig, einem Schüler Schinkels.
Besonders beeindruckend ist der umliegende Landschaftspark, der vom berühmten Gartenkünstler Peter Joseph Lenné gestaltet wurde. Mit seinen Sichtachsen, geschwungenen Wegen und dem harmonischen Übergang zur Umgebung gilt er als Musterbeispiel für die Landschaftsarchitektur der Romantik. Nach Enteignung und jahrzehntelanger Vernachlässigung zu DDR-Zeiten befindet sich das Schloss heute in Privatbesitz und wird schrittweise restauriert.
Gegen 13:30 Uhr trafen wir in Stavenhagen ein – 50 km lagen bereits hinter uns. Bevor wir das Schloss besichtigten, gönnte uns Erich auf dem Marktplatz eine köstliche Schale frischer Erdbeeren. Direkt daneben: das Fritz-Reuter-Literaturmuseum.
Vom Marktplatz aus war es nur ein Steinwurf weit zum
🏰 Schloss Stavenhagen – ein Barockbau mit bewegter Geschichte
Das Schloss Stavenhagen wurde im 18. Jahrhundert im Stil des späten Barock erbaut und steht auf den Fundamenten einer älteren, mittelalterlichen Burganlage. Es diente lange Zeit als Amtssitz und Verwaltungszentrum des örtlichen Adels.
In den Jahrhunderten wechselte das Schloss mehrfach seine Nutzung: vom Wohnsitz über militärische Zwecke bis hin zur Verwaltung. In DDR-Zeiten war es Sitz verschiedener Behörden. Der zweigeschossige Putzbau mit Walmdach ist eher schlicht, beeindruckt jedoch durch seine Lage und die parkartige Umgebung.
Heute beherbergt das Schloss u. a. Verwaltungsräume der Stadt Stavenhagen und wird für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Es liegt nur wenige Schritte vom Marktplatz entfernt und gehört zum historischen Ensemble der Reuterstadt.
Nachdem wir am Schloss waren, meldete sich gegen 14 Uhr der Kaffeedurst – das Café am Markt erfüllte unsere Wünsche mit leckerem Kuchen und Cappuccino. Doch plötzlich ein lautes Geräusch: Mein E-Bike kippte wegen schrägem Untergrund einfach um, der Lenker stand danach ziemlich schief. Zum Glück hatte Erich das passende Werkzeug dabei – Problem gelöst!
Weiter ging es in Richtung Ivenack. Kurz nach dem Ortseingang standen wir etwas ratlos vor einem Zaun des Ivenacker Eichenparks – doch zum Glück entdeckten wir eine Schleuse, durch die wir mitsamt Fahrrädern in das Gebiet gelangten. Was für ein Anblick! Ein riesiger Wald mit jahrhundertealten, teils über tausendjährigen Eichen.
Die beeindruckenden alten Eichen im Ivenacker Eichenpark.
Entlang des Ivenacker Sees kamen wir wenig später zum Barock-Schloss Ivenack und der dazugehörigen Schlosskirche. Die Fassade des Schlosses ist deutlich in die Jahre gekommen, wird aber derzeit saniert.
🏰 Schloss Ivenack mit Schlosskirche – Barockresidenz mit Geschichte
Das Schloss Ivenack im gleichnamigen Ort in Mecklenburg-Vorpommern geht auf eine ältere Gutsanlage zurück. In seiner heutigen Form wurde es ab 1709 als barockes Herrenhaus erbaut, unter Einbeziehung älterer Gebäudeteile. Auftraggeber war die Adelsfamilie von Maltzahn, die lange Zeit die Region prägte.
Das zweiflügelige Schloss war Mittelpunkt eines weitläufigen Ensembles aus Gutshof, Park und Eichenwald. Besonders bemerkenswert ist der angrenzende Landschaftspark, der ab dem 18. Jahrhundert gestaltet wurde und heute die berühmten Ivenacker Eichen beherbergt – darunter die tausendjährige Eiche, eine der ältesten in Europa. Nach Enteignung und Vernachlässigung in der DDR-Zeit verfiel das Gebäude zusehends. Seit einigen Jahren wird das Schloss privat saniert und ist aktuell nur von außen zugänglich.
Direkt neben dem Schloss steht die Schlosskirche Ivenack, die um 1730 im Stil des norddeutschen Barocks errichtet wurde. Sie diente ursprünglich als Guts- und Familienkirche für die von Maltzahns und ist eng mit der Geschichte des Schlosses verbunden.
Besonders auffällig ist der schlichte, rechteckige Baukörper mit Dachreiter und die klassizistische Ausstattung im Inneren. Heute wird die Kirche gelegentlich für Veranstaltungen und Konzerte genutzt und steht unter Denkmalschutz.
Durch eine lange, schnurgerade Eichenallee fuhren wir weiter zum Kastorfer See. Bei sonnigem Wetter durch duftende Felder, vorbei an bunten Blumenwiesen.
Am Ufer des Kastorfer Sees entlang, immer im Schatten der alten Bäume, genossen wir die Fahrt – bis uns ein gewaltiger umgestürzter Baumstamm den Weg versperrte! Umkehren wäre mit 30 km Umweg verbunden gewesen. Problem!
Zwei Optionen: gesamtes Gepäck von den Fahrrädern nehmen und versuchen, die Räder über den Baum zu hieven. Oder die Räder links die Böschung hoch durchs Unterholz schieben und um das Baumende herum wieder durchs Unterholz zurück auf den Weg bringen. Wir entschieden uns für Option zwei. Also hieß es: Kreativität, Kraft und gute Laune – und siehe da: Wir schafften es! (siehe Beweisvideo unten!)
Das Beweisvideo unserer Anstrengungen!
Der weitere Weg führte über Felder und blühende Wiesen. Doch mein Akkustand wurde bedrohlich niedrig. Ohne Unterstützung und mit Steigungen vor mir wurde es richtig anstrengend. Eine OIL! Tankstelle, rund 6 km vor dem Ziel, rettete mich: drei Cola, Strom für den Akku – und weiter ging’s. Nochmals vielen Dank!
Gegen 18:30 Uhr rollten wir in Neubrandenburg ein. Bevor wir ins Hotel gingen, schauten wir uns noch das Treptower Tor und das Stargarder Tor an – eindrucksvolle Zeugen der mittelalterlichen Stadtbefestigung.
🏰 Treptower Tor (erbaut um 1300)
Das Treptower Tor ist das imposanteste der vier erhaltenen mittelalterlichen Stadttore Neubrandenburgs. Es entstand um 1300 und gilt als eines der bedeutendsten Backsteingotik-Bauwerke Norddeutschlands. Der mehrgeschossige Torturm mit Ziergiebeln und Spitzbogenfenstern war früher Teil der Wehranlage der Stadt. Heute beherbergt das Tor das Regionalmuseum Neubrandenburg, das die Stadtgeschichte lebendig macht.
🏰 Stargarder Tor (um 1450)
Etwa 150 Jahre jünger ist das Stargarder Tor – ebenfalls ein gotischer Torturm, jedoch architektonisch schlichter, aber mit markantem Staffelgiebel. Es diente ursprünglich der Verteidigung der südlichen Stadtseite und war Teil des zweiten Mauerrings. Das Tor wurde mehrfach restauriert und gehört wie das Treptower Tor zum UNESCO-geschützten Ensemble der Neubrandenburger Stadtmauer.
Unser Quartier war das Parkhotel Neubrandenburg. Nach Dusche und kurzer Pause ließen wir den Abend nebenan im Restaurant La Paz mit mexikanischen Leckereien ausklingen. 92 km steckten in unseren Beinen – ein erlebnisreicher Tag ging zu Ende.
Unsere Ankunft am Parkhotel Neubrandenburg.
Unser Abendessen im mexikanischen Restaurant La Paz.
Vierter und letzter Tourtag, Freitag, 27. Juni 2025: