Schloss Güstrow mit dem Rad – Kultur, Natur und Geschichte

Namensgeber für unsere zweite Etappe an der Mecklenburger Seenplatte: Schloss Güstrow mit dem Rad

Warum sich Schloss Güstrow mit dem Rad besonders lohnt. Mittwoch, 25. Juni 2025 – Zweiter Tag unserer Radtour durch die Mecklenburgische Seenplatte (zum ersten Tag)

Unsere heutige Etappe führte uns vorbei am Schloss Güstrow mit dem Rad – ein kulturhistorischer Höhepunkt gleich zu Beginn.

Der zweite Tag unserer Radtour durch die Mecklenburgische Seenplatte begann mit einem königlichen Blick aus dem Fenster. Nach dem Aufwachen war mein erster Blick aus dem Fenster: Parklandschaft, sattes Grün – und dieses leise Gefühl, für einen Moment Schlossherr zu sein. Der Himmel zeigte sich noch freundlich, das Wetter wirkte zunächst hoffnungsvoll.

Um 8:30 Uhr waren Erich und ich zum Frühstück im herrschaftlichen Speisezimmer des Jagdschlosses Bellin verabredet. Es erwartete uns ein üppiges, liebevoll angerichtetes Frühstück – genau das Richtige vor einem langen Radtag. Leider hatte sich das Wetter gedreht: Draußen prasselte der Regen.

Wir warteten wir den Schauer im Schloss ab, bevor wir durch den Park zur heutigen Etappe aufbrachen. Zunächst folgten wir dem Ufer des Inselsees, dann ging es in Richtung Güstrow.

Nach rund 14 Kilometern tauchte das imposante Schloss Güstrow vor uns auf. Zwar war die Fassade teilweise eingerüstet, dennoch ließ sich die beeindruckende Architektur gut erahnen. 

🏰 Schloss Güstrow mit dem Rad – Renaissancejuwel in Mecklenburg

Das Schloss Güstrow wurde ab 1558 auf den Grundmauern einer mittelalterlichen Burganlage im Stil der Renaissance errichtet. Herzog Ulrich von Mecklenburg ließ es von italienischen und niederländischen Baumeistern gestalten. Es gilt als eines der bedeutendsten Renaissanceschlösser Norddeutschlands. Nach wechselvoller Geschichte – als Residenz, Witwensitz, Militär- und Schulgebäude – wurde es ab 1963 umfassend restauriert. Heute ist es Museum und Kulturstätte mit prachtvoller Ausstattung und einer beeindruckenden Kunstsammlung.

Wenig später kamen wir auch an der Stadtkirche St. Marien vorbei – ein markanter Punkt auf unserem Weg nach Osten.

Stadtkirche St. Marien – Güstrows ältestes Bauwerk

Die Backsteinbasilika St. Marien wurde ab 1226 erbaut und ist das älteste erhaltene Gebäude Güstrows. Sie vereint romanische und gotische Stilelemente. Berühmt ist sie vor allem durch das expressionistische Werk „Der Schwebende“ von Ernst Barlach – ein Mahnmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs.

Die Strecke in Richtung Schloss Dargun war landschaftlich reizvoll, aber auch fordernd: flach, weit, und mit kräftigem Gegenwind. Die wenigen kleinen Dörfer am Weg boten keine Verpflegung – gut, dass wir vorbereitet waren. Besonders schön: die von alten Bäumen gesäumten Alleen, die uns immer wieder begleiteten. 

Der starke Wind begleitete uns fast den ganzen Tag. 

Bei Kilometer 52 machten wir an der Dorfkirche in Jördenstorf eine kurze Rast.

Dorfkirche Jördenstorf – Zeugnis mittelalterlicher Baukunst

Die Dorfkirche in Jördenstorf stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert und ist ein typischer frühgotischer Feldsteinbau mit späteren Backsteinerweiterungen. Der Fachwerkturm wurde im 17. Jahrhundert aufgesetzt. Im Inneren befinden sich ein barocker Kanzelaltar sowie eine historische Orgel aus dem 19. Jahrhundert.

Nach etwa 72 Kilometern erreichten wir Dargun. Die Sonne war inzwischen zurück, was unsere Stimmung zusätzlich hob. 

Gegen 14:30 Uhr standen wir vor der beeindruckenden Kloster- und Schlossanlage – einem Zeitzeugen aus dem 12. Jahrhundert. Ein Ort mit Atmosphäre, der einen Moment innehalten ließ.

🏰 Kloster- und Schlossanlage Dargun – Geschichte aus zwölf Jahrhunderten

Die Ursprünge der Kloster- und Schlossanlage Dargun reichen bis ins Jahr 1172 zurück, als Zisterziensermönche hier ein Kloster gründeten. Nach der Reformation wurde das Kloster in ein mecklenburgisches Schloss umgewandelt, das über Jahrhunderte als Residenz und Verwaltungssitz diente. Die beeindruckende Backsteinarchitektur verbindet gotische Klosterelemente mit späteren barocken und klassizistischen Umbauten. Ein Brand 1945 zerstörte große Teile der Anlage, doch heute ist sie restauriert und ein bedeutendes Kulturdenkmal der Region.

Anschließend machten wir uns auf die Suche nach einem Café – gar nicht so einfach. Nach einigen Irrwegen fanden wir schließlich die “Sperre Bäckerei und Konditorei”. Bei Kaffee und Kuchen in der Sonne tankten wir neue Energie für den restlichen Tag.

Gegen 16:15 Uhr erreichten wir die „Fähre Aalbude“ – ein kleines, charmantes Übergangsritual: Fähre rufen, auf das andere Ufer übersetzen und weiter geht’s. Die Wasserlandschaft hier war durchzogen von kleinen Kanälen – fast schon ein bisschen nordisch-maritim.

Bevor wir unser Tagesziel erreichten, machten wir noch einen kurzen Halt an der Klosterkirche St. Marien in Verchen. 

Klosterkirche St. Marien in Verchen – älteste Kirche am Kummerower See

Die Klosterkirche St. Marien in Verchen wurde im 13. Jahrhundert als Teil eines Benediktinerklosters errichtet. Sie gilt als eine der ältesten Kirchen in der Region und beeindruckt durch ihre frühgotische Backsteinarchitektur. Nach der Reformation wurde das Kloster aufgelöst, die Kirche blieb jedoch erhalten und dient bis heute als evangelisches Gotteshaus. Ihre schlichte, würdige Ausstrahlung macht sie zu einem stillen Zeugen der wechselvollen Geschichte des Ortes.

Um kurz nach 17 Uhr – nach 84 Kilometern – kamen wir dann an unserem Übernachtungsort Verchen an. 

🏞️ Verchen – Historischer Ort am Kummerower See

Verchen ist ein kleines, geschichtsträchtiges Städtchen am Nordufer des Kummerower Sees in Mecklenburg-Vorpommern. Bereits im 8. Jahrhundert siedelten hier slawische Stämme. Im 13. Jahrhundert wurde ein Benediktinerkloster gegründet, das die Entwicklung des Ortes entscheidend prägte. Heute ist Verchen vor allem wegen seiner idyllischen Lage, der historischen Klosterkirche St. Marien und der Nähe zur Natur ein ruhiger Rückzugsort für Radreisende und Erholungssuchende.

Unser Übernachtungsort war ein Blockbohlenhaus, das bei Booking.com mit „drei Zimmern“ beschrieben war. Froh darüber, in der gewünschten Gegend doch noch etwas gefunden zu haben, schaute ich die Beschreibung gar nicht mehr genau an. Das gesamte offene EG zählte als Zimmer, mit einem Doppelbett zum Ausziehen! Egal, gebucht hätte ich so oder so.

Blockbohlenhaus mit drei Zimmern? Ein "Zimmer" war das ganze EG wo ein Bett stand

Nun ja… drei Räume wären schön gewesen. Tatsächlich war es ein offener Holzbau mit Galerie und einer schmalen steilen Leiter – gegen die selbst eine einfache Hühnerleiter ein Luxus gewesen wäre. Aber immerhin: wir hatten eine Unterkunft in dieser Gegend bekommen – und das zählte.

Nach dem Einrichten stellte sich die nächste Frage: Wo gibt’s Abendessen? Das Restaurant Aalbude bei der Fähre auf der anderen Uferseite fiel aus – die letzte Fähre fuhr schon um 20 Uhr zurück . Erich hatte kurz vor dem Einchecken eine kleine Imbissbude im Vorbeifahren entdeckt. Wir wagten es – und wurden überrascht.

Die „Strandmuschel“ lag direkt am Kummerower See. Freundliche Bedienung, solide Karte, schönes Ambiente – ein echter Glücksgriff. Unser Abendessen genossen wir in der Abendsonne, mit Seeblick und Zufriedenheit.

Der Rückweg führte uns noch ein paar Meter am Ufer des Kummerower See entlang. Danach noch etwas Smartphone und Laptop, dann fielen wir müde, aber glücklich ins Bett. Erich hatte das „Vergnügen“,  😉 die steile Leiter zur Galerie zu erklimmen – tapfer wie immer.👍

Mit 84 Kilometern war dieser Abschnitt unserer Radtour – „Schloss Güstrow mit dem Rad“ – durch die Mecklenburgische Seenplatte anspruchsvoll, aber voller bleibender Eindrücke. Müde, aber zufrieden ging dieser zweite Tourtag zu Ende. Morgen wartet schon das nächste Abenteuer auf uns.

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