Fraueninsel im Chiemsee: Kloster, Münster und selige Irmengard – spiritueller Ort voller Geschichte und stiller Wunder

Chiemsee - die Fraueninsel

Freitag, 23. Mai 2025. Königlicher Glanz trotz Regentag. Unser Besuch auf der Herreninsel und im Königsschloss Herrenchiemsee


Samstag, 24. Mai 2025. Heute wollten wir die Fraueninsel besuchen. Der morgendlich obligatorische Blick durchs Fenster und vom Balkon versprach gutes Wetter. Dazu hatten wir wieder eine Führung gebucht. Nach dem Frühstück marschierten wir zum Bahnhof, da wir ja mit der historischen Chiemsee-Bahn aus 1887 zum Schiffsanleger fuhren.

Die Chiemsee-Bahn ist eine historische Schmalspurbahn (Spurweite: 1.000 mm), die seit dem 9. Juli 1887 auf einer Strecke von rund 1,8 Kilometern zwischen dem Bahnhof Prien und dem Anlegesteg am Chiemsee verkehrt. Sie wurde gebaut, um die Verbindung zwischen dem Zugverkehr und den Schiffen zur Herren- und Fraueninsel zu verbessern – also vor allem dem wachsenden Tourismus im 19. Jahrhundert zu dienen.

Betrieben wird sie als Dampfstraßenbahn, und sie ist heute die letzte ihrer Art in Bayern. Der originale Dampflok-Typ mit offenen Sommerwagen ist noch weitgehend im Originalzustand erhalten und fährt vor allem in den Sommermonaten und an Wochenenden im Pendelbetrieb.

Bis zur Abfahrt unseres Schiffes zur Fraueninsel, nahmen wir an der Seepromenade im Restaurant Westernacher eine kleine Stärkung. Die wärmende Sonne machte die Überfahrt mit dem Schiff zu einer entspannten Angelegenheit. Die imposante Bergkulisse der Umgebung war bei dem Wetter schön zu sehen.

Fraueninsel im Chiemsee: Kloster, Münster und selige Irmengard –
ein spiritueller Ort voller Geschichte und stiller Wunder

Unmittelbar nach unserer Ankunft wurden wir von unserer freundlichen Inselführerin in Empfang genommen. Mit ihr hatten wir schon am Donnerstagnachmittag eine Führung am Hafen in Prien. Heute erfuhren wir bei unserem Inselrundgang von unserer Inselführerin viel Spannendes über die Fraueninsel.

Der Klostergarten auf der Fraueninsel gehört zum Benediktinerinnenkloster Frauenwörth und wird seit Jahrhunderten von den Nonnen gepflegt. Ursprünglich zur Selbstversorgung angelegt, spiegelt er die klösterliche Gartenkultur des Mittelalters wider – mit Heilpflanzen, Gemüsebeeten und Obstbäumen.

Das Kloster Frauenwörth, auch einfach „Frauenchiemsee“ genannt, wurde im Jahr 782 n. Chr. vom Bayernherzog Tassilo III. gegründet und zählt zu den ältesten Klöstern Deutschlands. Ab dem 9. Jahrhundert war es ein bedeutendes Frauenkloster und Bildungszentrum. Seit der Reformation und Säkularisation wurde es mehrfach aufgehoben und wieder eingerichtet. Heute leben hier wieder Benediktinerinnen nach der Regel des heiligen Benedikt.

Campanile frei stehender Glockenturm auf der FraueninselDer Campanile auf der Fraueninsel ist der frei stehende Glockenturm des Klosters Frauenwörth und wurde im 12. Jahrhundert im Stil der romanischen Sakralarchitektur erbaut. Mit seiner charakteristischen barocken Zwiebelhaube (um 1626 ergänzt) ist er heute eines der Wahrzeichen der Insel. Er diente nicht nur liturgischen Zwecken, sondern auch als Navigationshilfe für Schiffer auf dem Chiemsee.

Die Torhalle, auch Tassilotor genannt, wurde vermutlich noch im 8. Jahrhundert unter Herzog Tassilo III. errichtet und gilt als eines der wenigen erhaltenen karolingischen Bauwerke in Bayern. Die Torhalle markierte einst den Eingang zum Klosterbezirk und diente zugleich als Wehranlage, Kontrollpunkt und Zugangstor. Ihre schlichte, aber wuchtige Bauweise mit Rundbögen und kleinen Fensteröffnungen macht die historische Funktion als Teil der Klosterbefestigung sichtbar. Sie ist ein bedeutendes kunstgeschichtliches Denkmal der Frühzeit des bayerischen Christentums.

Das Münster auf der Fraueninsel, auch als Klosterkirche Frauenwörth bekannt, ist das geistliche Herz des Benediktinerinnenklosters und zählt zu den ältesten sakralen Bauwerken Bayerns. In seiner heutigen Form zeigt das Münster vor allem romanische und barocke Elemente, nachdem es mehrfach umgestaltet wurde. Besonders eindrucksvoll ist die dreischiffige Basilika, deren schlichte, kraftvolle Architektur bis heute eine eindringliche Wirkung entfaltet.

Danke an Irmengard für die Erfüllung des KinderwunschsDas Münster ist nicht nur ein Baudenkmal, sondern auch ein bedeutender Pilgerort, der jährlich Tausende Besucher anzieht – vor allem wegen der Verehrung der seligen Irmengard. Die selige Irmengard (*um 830–†866), Tochter von König Ludwig dem Deutschen und Enkelin Karls des Großen, war die erste Reichsfürstin und Äbtissin des Klosters Frauenwörth. Sie leitete das Kloster ab etwa 850 mit großer Weisheit, Tatkraft und spiritueller Tiefe. Unter ihrer Führung erlebte das Kloster eine erste Blütezeit als Zentrum der Bildung, Spiritualität und klösterlichen Kultur.

Irmengard wurde wegen ihres Einsatzes für Arme, Kranke und Notleidende bereits zu Lebzeiten verehrt. Nach ihrem Tod wurde sie als Selige verehrt; ihre Reliquien ruhen in der Irmengard-Kapelle innerhalb des Münsters. Bis heute gilt Irmengard als Patronin der kinderlosen Paare. Viele Pilger kommen zur Kapelle, um sie um Hilfe und Fürsprache zu bitten. Motivbilder und Dankestafeln, die in der Kapelle ausgestellt sind, zeugen von zahlreichen Gebetserhörungen – ein stilles, bewegendes Zeugnis jahrhundertealter Volksfrömmigkeit.

Viele tolle Eindrücke nahmen wir von der Fraueninsel mit. Auf dem Rückweg zum Schiffsanleger nahmen wir noch eine kleine Kaffeepause im Gasthaus „Zur Linde“. Auf dem weiteren Weg zum Schiffsanleger genossen wir erneut das herrliche Panorama am Chiemsee. Das galt auch für die sonnige Überfahrt zurück nach Prien.

Mit der historischen Chiemsee-Bahn fuhren wir zurück zum Bahnhof. Von dort waren es fußläufig zehn Minuten zum Hotel. Am Abend hatten wir mit unseren Freunden ein fulminantes bayerisches Abendessen im Restaurant Wieninger Bräu.


Sonntag, 25. Mai 2025. Abschied in Grau: Regenwetter, Kirchtürme und ein Lächeln. Entspanntes Finale unserer Reise in Prien am Chiemsee

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