Es gibt Momente, die uns unverhofft tief berühren. Solche, die nachklingen, lange, nachdem sie vergangen sind. Meine Begegnung mit einem Obdachlosen auf Teneriffa im März/April dieses Jahres ist einer dieser Momente. Die Begegnung warf für mich eine Reihe von Fragen auf, die mich bis heute beschäftigen.
Beim Walken in Los Christianos hatte ich den obdachlosen Mann schon mehrfach gesehen – eine zerlumpte, gebeugte Gestalt, die langsam durch die Straßen schlurfte.
Beim Walken habe ich kein Geld dabei, sonst hätte ihm schon lange etwas gegeben. Betteln sah ich ihn allerdings nie.
Von dem Obdachlosen habe ich auch ein paar Fotos gemacht. Um jedoch seine Würde und Privatsphäre zu schützen, habe ich KI-generierte Bilder erstellt.
Diese KI-Bilder fangen die Anmutung und Ausstrahlung des Originals auf bemerkenswerte Weise ein und entsprechen ihm in ihrer Wirkung sehr.
An der zerlumpten Gestalt hingen Hemd und Hose total zerfetzt herunter. Sein Körper schien schwer unter der Last seiner wenigen Habseligkeiten zu leiden.
Ein bedauernswerter Anblick, der nach meinem Empfinden direkt zur Hilfe aufforderte. Trotz der körperlichen Erschöpfung, die aus seinen langsamen Bewegungen sprach, schien er in einer Art innerer Ruhe zu verweilen.
Am 23. April 2024 sah ich den Obdachlosen vom Balkon unseres Apartments im Abfall wühlen. Diese Gelegenheit wollte ich ergreifen und ihm 50,00 € geben. Vielleicht würde ein kleines Zeichen der Unterstützung etwas in seinem Leben verändern. Ich lief nach unten und sprach ihn respektvoll und so unaufdringlich als möglich an.
Sein Blick traf den meinen, als ich ihm respektvoll das Geld anbot. Was dann geschah, war völlig unerwartet. Der Mann lehnte ab. Mit einem warmen Lächeln und höflichen Worten sagte er, er brauche nichts. „Ich habe alles“, erklärte er mir.
Er war ruhig, freundlich und bestimmt in seiner Ablehnung. Trotz meines wiederholten Angebots und meiner ehrlichen Absicht blieb er bei seiner Antwort. Schließlich verabschiedete ich mich von ihm mit einem “Muchas gracias, adiós y todo lo mejor” (Vielen Dank. Auf Wiedersehen und alles Gute) – einigermaßen verwirrt über das soeben Erlebte.
Diese Begegnung beschäftigt mich bis heute. Wie kann es sein, dass jemand, der offensichtlich kaum etwas besitzt, sich so zufrieden und ausgeglichen präsentiert? Der Gedanke, dass er möglicherweise glücklicher ist als viele von uns, die in materieller Sicherheit leben, lässt mich nicht los. Aber warum?
Vielleicht hat dieser Mann eine Weisheit gefunden, die uns oft entgeht – die Kunst der Genügsamkeit. Vielleicht hat er erkannt, dass wahres Glück nicht von äußeren Umständen abhängt. Oder war es der Stolz, der ihn daran hinderte, von einem Fremden, einem Touristen, Geld anzunehmen? Es könnte auch sein, dass er in seiner Lebensweise eine Freiheit spürt, die uns, die wir in unserer Konsumwelt gefangen sind, verborgen bleibt.
Rätselhafte Begegnung mit einem Obdachlosen. Ein zerlumpter
Lehrer des Lebens. Die Begegnung beschäftigt mich bis heute
Gerne hätte ich mehr über das Leben dieses Menschen erfahren. Was hat ihn zu dieser Haltung geführt? Welche Erfahrungen haben ihn geprägt? Wie sieht er die Welt, die ihm so wenig zu geben scheint und doch alles, was er braucht? Vermutlich könnte ich viel von ihm lernen – über Zufriedenheit, über den Umgang mit Verlusten und über das, was wirklich zählt.
Diese kurze, aber eindrucksvolle Begegnung hat mich gelehrt, dass Glück und Zufriedenheit manchmal in den einfachsten Dingen zu finden sind, auch wenn wir sie nicht immer verstehen.
Diese Geschichte sollte uns alle zum Nachdenken anregen❤️❤️Dankeschön
Das ist eine wundervolle, lehrreiche Geschichte, die mich sofort an ein ähnliches Erlebnis meinerseits erinnert. Ich danke dir für deine emotionale Schilderung und es hat mich sehr berührt.
Liebe Grüße
Corina🌸
Vielen Dank an Lou und Corina. ❤️👍 Eine Geschichte, die mich bis heute begleitet.