In einem Beitrag von vor einigen Tagen äußerte ich mich lobend über einen Bäcker, der Kunden und Bewerber in seinem Unternehmen mit „Sie“ anspricht und nannte das vorbildlich. Den Beitrag postete ich auch auf LinkedIn. Dort kommentierte Bettina Schöbitz und hat dazu eine andere Meinung als ich. Sie duzt seit zwei Jahren Kontakte und Kunden.
Auf LinkedIn habe ich Bettina Schöbitz in Kurzform auf ihren Kommentar geantwortet. Hier meine vollständige Argumentation gegen das Duzen. Entscheidend ist für mich nicht, was die „Du-Fraktion“ möchte oder für sich, über meinen Kopf hinweg, beschlossen hat. Viel entscheidender ist doch, was ich empfinde, was ich möchte, wenn ich mit „Du“ angesprochen werde.
Selbst musste ich deshalb für mich nichts Neues beschließen. Ich behalte im respektvollen Umgang mit meinen Mitmenschen einfach weiterhin das wertschätzende „Sie“ bei.
Standardmäßig ungefragt möchte jedenfalls ich nicht mit „Du“ angesprochen werden, nur weil mein Gegenüber das für sich beschlossen hat. Darüber will ich gerne selbst entscheiden. Was daran altmodisch, schlecht oder zu kritisieren sein soll, einen solchen Wunsch zu respektieren, erschließt sich mir nicht.
Dabei weiß ich mich in sehr guter Gesellschaft, unabhängig der zustimmenden Meinungen in meinem persönlichen Umfeld. Etwas recherchiert, fand ich diverse Umfragen zum Thema Du/Sie. Ich zeige nachstehend die entscheidenden Punkte als Grafik und verlinke gleichzeitig zum jeweiligen Artikel.
Grob über den Daumen gepeilt kommt man mit den nachstehenden Ergebnissen zu der Erkenntnis, dass ca. 40 % das „Sie“ bevorzugen.
Siezen gehört immer noch zum guten Ton: Nur 8 % wollen es abschaffen. APPINIO RESEARCH · 06.05.2019
FORSA-UMFRAGE in Bild der Frau vom 26.09.2020. Duzen oder Siezen: Was will die Mehrheit der Bevölkerung?
UMFRAGE: DUZEN ODER SIEZEN IM STADTTEILMAGAZIN Hamburg Rahlstedt, 12.02.2022
Ingenieur.de. UMGANGSFORMEN – Siezen oder Duzen im Beruf: Eine aktuelle Umfrage (Forsa) liefert Antworten, 06.06.2023
Auf Seiten der Du-Befürworter höre/lese ich als Argument immer wieder den Begriff des „wertschätzenden Du“. Dieser Begriff ist für mich ein untaugliches Mäntelchen, das sich die „Du-Fraktion“ damit umhängt.
Kommunikation muss schließlich immer wertschätzend sein, egal in welcher Anredeform. Durch Duzen alleine wird die Kommunikation jedenfalls nicht wertschätzender, was unterschwellig mit dem „Mäntelchen“ möglicherweise suggeriert werden soll.
Nicht ganz ernst gemeint, 😉 aber dennoch befragte ich zu guter Letzt dazu noch die KI von ChatGPT zum Thema: „Was ist als Anrede besser? Du oder Sie?“
- Formalität: In formellen oder beruflichen Umgebungen wird normalerweise die höfliche Anrede „Sie“ verwendet. Dies gilt besonders, wenn man mit Vorgesetzten, Kunden, Geschäftspartnern oder fremden Personen kommuniziert. Es zeigt Respekt und Distanz.
- Informalität: In informellen oder persönlichen Situationen, insbesondere zwischen Gleichaltrigen, Freunden, Bekannten oder in lockeren sozialen Gruppen, wird oft das vertraute „Du“ verwendet. Dies fördert eine ungezwungene und freundschaftliche Atmosphäre.
- Zwischenstufen: Es gibt Situationen, in denen die Entscheidung zwischen „Du“ und „Sie“ nicht eindeutig ist. Hier kann man sich nach dem Verhalten und den Präferenzen der anderen Person richten oder einfach höflich nachfragen, welche Anrede sie bevorzugt.
Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass die richtige Anrede von Kultur zu Kultur und von Situation zu Situation variieren kann. Wenn man unsicher ist, kann man immer höflich nachfragen oder zuerst die höfliche Antwort „Sie“ verwenden und später gegebenenfalls zu „Du“ übergehen, wenn eine vertrautere Beziehung entsteht.
Es ist generell ratsam, die Bemühungen und Erwartungen der anderen Person zu respektieren und ihre Wahl der Anrede zu akzeptieren.
Im letzten Satz der KI-Antwort ist zusammengefasst alles zum Thema gesagt, finde ich.
Einfach den Wunsch der Person gegenüber respektieren.
Das ist für mich wertschätzend und respektvoll.
Update am 05.07.2023